Als Steuermentor begegne ich täglich deutschen Unternehmern, die vor einer wichtigen Frage stehen: Wo etabliere ich meine internationale Logistik am besten?

Und hier wird es interessant.

Viele denken automatisch an Dubai. Das ist verständlich. Schließlich hört man ständig von den Vorteilen der Jebel Ali Freihandelszone.

Aber haben Sie schon einmal von der Zona Franca de Vigo gehört?

Wahrscheinlich nicht. Dabei könnte diese spanische Freihandelszone für viele deutsche Exporteure die bessere Wahl sein.

Heute nehme ich Sie mit auf eine Reise durch zwei der strategisch wichtigsten Freihandelszonen der Welt. Nicht als theoretische Betrachtung, sondern mit dem klaren Fokus: Was bringt Ihnen als deutschem Exporteur mehr Erfolg?

Denn am Ende zählt nur eines: Ihre Profitabilität.

Bereit für ehrliche Einblicke? Dann lassen Sie uns gemeinsam die Wahrheit über diese beiden Logistik-Giganten entdecken.

Ihr RMS

Warum Freihandelszonen für deutsche Exporteure entscheidend sind

Bevor wir in den Vergleich einsteigen, möchte ich Ihnen die Grundlagen erklären. Denn nur wer versteht, was Freihandelszonen wirklich leisten, kann die richtige Entscheidung treffen.

Was sind Freihandelszonen genau?

Eine Freihandelszone ist ein abgegrenztes Gebiet innerhalb eines Landes, in dem besondere Zoll- und Steuerregeln gelten. Stellen Sie sich vor: Sie importieren Waren aus China, lagern sie in Dubai zwischenlagern und exportieren sie nach Europa weiter.

Das Besondere: Solange die Waren in der Zone bleiben, fallen keine Zölle an.

Erst beim finalen Export in das Zielland werden die entsprechenden Abgaben fällig. Das bedeutet für Sie: Flexibilität bei der Lagerung und Kosteneinsparungen beim Cash-Flow.

Die drei entscheidenden Vorteile für deutsche Unternehmen

Als deutscher Exporteur profitieren Sie von Freihandelszonen auf drei Ebenen:

  • Zollaufschub: Sie zahlen Zölle erst beim tatsächlichen Import ins Zielland
  • Kostenreduzierung: Günstigere Lagerung und Weiterverarbeitung
  • Marktflexibilität: Schnelle Reaktion auf Nachfrageschwankungen

Aber hier kommt der entscheidende Punkt: Nicht alle Freihandelszonen sind gleich geschaffen.

Die Wahl der richtigen Zone kann über Erfolg oder Misserfolg Ihrer internationalen Expansion entscheiden. Deshalb schauen wir uns jetzt die beiden Hauptkandidaten genauer an.

Warum gerade Dubai und Vigo?

Dubai Jebel Ali und Zona Franca de Vigo sind strategische Gegenpole. Dubai öffnet Ihnen die Türen zu Asien und dem Mittleren Osten. Vigo hingegen ist Ihr Sprungbrett für den atlantischen Handel.

Beide Zonen haben in den letzten Jahren massiv in ihre Infrastruktur investiert. Das Ergebnis: Weltklasse-Logistik mit unterschiedlichen Stärken.

Lassen Sie uns diese Stärken systematisch durchleuchten.

Dubai Jebel Ali: Das Tor zu Asien und dem Mittleren Osten

Dubai Jebel Ali ist nicht ohne Grund eine der bekanntesten Freihandelszonen der Welt. Seit 1985 hat sich hier ein Logistik-Imperium entwickelt, das seinesgleichen sucht.

Die Infrastruktur: Zahlen, die beeindrucken

Lassen Sie mich Ihnen konkrete Zahlen nennen: Jebel Ali Port handhabt jährlich über 15 Millionen TEU (Twenty-foot Equivalent Units) Container. Das macht ihn zu einem der größten Containerhäfen der Welt.

Aber das ist noch nicht alles.

Infrastruktur-Element Dubai Jebel Ali Kapazität/Besonderheit
Containerterminals 4 Hauptterminals 15+ Millionen TEU jährlich
Lagerfläche Über 500 Lagerhäuser 8 Millionen m² Gesamtfläche
Flughafen-Anbindung Al Maktoum International 12 Millionen Tonnen Frachtkapazität
Eisenbahn-Anschluss Etihad Rail Direktverbindung nach Saudi-Arabien

Geschäftsmöglichkeiten und Branchen-Fokus

In Jebel Ali finden Sie über 7.000 Unternehmen aus 100 Ländern. Die Zone ist besonders stark in diesen Bereichen:

  • Automobil und Ersatzteile: BMW, Mercedes-Benz, Toyota haben hier Distributionszentren
  • Elektronik und IT: HP, Dell, Microsoft nutzen Dubai als Asien-Hub
  • Textilien und Mode: Zugang zu indischen und bangladeschischen Produktionsstandorten
  • Chemikalien und Pharmazeutika: Strengste internationale Standards

Außerdem bietet Jebel Ali etwas Einzigartiges: 100%ige ausländische Beteiligung ohne lokalen Partner. Das bedeutet für Sie als deutschen Unternehmer volle Kontrolle über Ihr Business.

Logistik-Geschwindigkeit: Zeit ist Geld

Hier wird es für deutsche Exporteure richtig interessant. Dubai liegt strategisch zwischen Europa, Asien und Afrika. Die Transitzeiten sprechen für sich:

  • Hamburg nach Dubai: 14-16 Tage per Schiff
  • Dubai nach Mumbai: 7-9 Tage
  • Dubai nach Singapur: 10-12 Tage
  • Dubai nach Lagos: 12-14 Tage

Das heißt: Sie können von Deutschland aus binnen drei Wochen praktisch jeden wichtigen Markt in Asien und Afrika erreichen.

Aber Dubai hat auch Nachteile, über die selten gesprochen wird.

Die Kehrseite der Medaille

Erstens: Die Kosten. Dubai ist teuer geworden. Sehr teuer.

Die Büromieten in Jebel Ali haben sich in den letzten fünf Jahren stark erhöht. Sie zahlen heute zwischen 350-600 AED pro Quadratmeter und Jahr für Büroflächen.

Zweitens: Die Personalkosten. Qualifizierte Mitarbeiter in Dubai kosten deutlich mehr als in europäischen Alternativ-Standorten.

Drittens: Die Abhängigkeit von Asien. Wenn Ihr Hauptgeschäft mit Europa und Amerika läuft, zahlen Sie möglicherweise für Vorteile, die Sie gar nicht nutzen.

Zona Franca de Vigo: Spaniens strategischer Logistik-Hub

Nun zu Spaniens bestem gehüteten Logistik-Geheimnis: der Zona Franca de Vigo. Während alle nach Dubai schauen, hat sich hier still und leise einer der effizientesten Logistik-Hubs Europas entwickelt.

Geografische Lage: Der atlantische Vorteil

Vigo liegt an der spanischen Atlantikküste in Galicien. Das klingt zunächst nicht spektakulär. Aber schauen Sie genauer hin:

Der Hafen von Vigo ist der erste große europäische Hafen für Schiffe aus Südamerika und Westafrika. Das bedeutet: Kürzere Transitzeiten und geringere Transportkosten für Waren aus diesen Regionen.

Infrastruktur und Kapazitäten

Die Zona Franca de Vigo mag kleiner sein als Dubai, aber sie hat entscheidende Vorteile:

Infrastruktur-Element Zona Franca de Vigo Besonderheit
Hafenkapazität 3,5 Millionen Tonnen Spezialisierung auf Automotive
Lagerfläche 2,8 Millionen m² Modernste Automatisierung
Automotive-Terminals 465.000 m² überdacht Größter Europas für PKW
Bahnanbindung Direktverbindung Madrid Hochgeschwindigkeitsstrecke

Der Automotive-Fokus: Ein entscheidender Vorteil

Hier wird es richtig interessant für deutsche Exporteure. Vigo ist Europas wichtiger Hub für Automobillogistik. PSA Peugeot Citroën hat hier eines der größten Werke Europas.

Das bedeutet für Sie:

  • Automotive-Expertise: Jahrzehntelange Erfahrung mit Fahrzeuglogistik
  • Spezialisierte Services: Von Pre-Delivery-Inspection bis zu Customization
  • Direkter Zugang: Zu den wichtigsten europäischen Automärkten
  • Kostenvorteile: 30-40% günstiger als deutsche Standorte

EU-Vorteile: Der rechtliche Trumpf

Und hier kommt der Knackpunkt, den viele übersehen: Vigo liegt in der EU.

Das bringt Ihnen als deutschem Unternehmer massive Vorteile:

  • Keine Zollschranken innerhalb der EU
  • Einheitliche Rechtsstandards
  • Euro-Währung eliminiert Wechselkursrisiken
  • Freier Personenverkehr für Ihre Mitarbeiter

Außerdem: Die spanische Unternehmensbesteuerung ist mit 25% moderat. Kombiniert mit den Zona Franca-Vorteilen ergibt sich ein attraktives Gesamtpaket.

Atlantik-Handel: Der unterschätzte Markt

Vigo öffnet Ihnen Märkte, die viele deutsche Unternehmen noch nicht auf dem Radar haben:

  • Südamerika: Direktverbindungen nach Brasilien, Argentinien, Chile
  • Westafrika: Wachstumsmarkt mit 400 Millionen Konsumenten
  • Nordamerika: Konkurrensfähige Transitzeiten nach USA und Kanada

Das sind Wachstumsraten, die Sie in etablierten Märkten nicht mehr finden.

Die Nachteile von Vigo

Fairness gehört dazu. Auch Vigo hat Schwächen:

Erstens: Begrenzte Anbindung an Asien. Wenn Ihr Hauptgeschäft mit China oder Indien läuft, ist Dubai die bessere Wahl.

Zweitens: Kleinere internationale Community. In Dubai finden Sie eine etablierte deutsche Business-Community. In Vigo müssen Sie mehr Pionierarbeit leisten.

Drittens: Begrenzte Direktflugverbindungen. Geschäftsreisen erfordern meist einen Umstieg in Madrid oder Barcelona.

Direkter Vergleich: Dubai vs. Spanien für deutsche Exporteure

Jetzt wird es konkret. Lassen Sie uns beide Standorte direkt gegenüberstellen. Denn am Ende zählen die Fakten, die Ihr Business voranbringen.

Kostenvergleich: Was zahlen Sie wirklich?

Hier eine realistische Kalkulation für ein mittelständisches deutsches Unternehmen mit 50 Mitarbeitern:

Kostenfaktor Dubai Jebel Ali Zona Franca Vigo Unterschied
Bürofläche (1.000 m²) €45.000/Jahr €28.000/Jahr -38%
Lagerfläche (5.000 m²) €180.000/Jahr €95.000/Jahr -47%
Durchschnittslohn Logistik €35.000/Jahr €28.000/Jahr -20%
Setup-Kosten €85.000 €45.000 -47%
Unternehmenssteuern 9% 25% +178%

Das Fazit: Vigo ist bei den Betriebskosten günstiger, Dubai punktet bei den Steuern. Entscheidend ist Ihr spezifisches Geschäftsmodell.

Marktreichweite: Welche Märkte erreichen Sie optimal?

Die geografische Reichweite unterscheidet sich fundamental:

Dubai Jebel Ali erreicht optimal:

  • Indien, Pakistan, Bangladesch (1,7 Milliarden Menschen)
  • Naher Osten und Nordafrika (500 Millionen Menschen)
  • Ostafrika (300 Millionen Menschen)
  • Südostasien über Singapur-Hub (650 Millionen Menschen)

Zona Franca Vigo erreicht optimal:

  • EU-Binnenmarkt (450 Millionen Menschen)
  • Südamerika (430 Millionen Menschen)
  • Westafrika (400 Millionen Menschen)
  • Nordamerika (370 Millionen Menschen)

Zeitvorteile: Geschwindigkeit im Detail

Transitzeiten bestimmen oft über Erfolg oder Misserfolg. Hier die konkreten Zahlen für typische Routen deutscher Exporteure:

Von Hamburg zu Endmärkten via Dubai:

  • Nach Mumbai: 21-24 Tage gesamt
  • Nach Lagos: 26-29 Tage gesamt
  • Nach Jakarta: 28-32 Tage gesamt

Von Hamburg zu Endmärkten via Vigo:

  • Nach Santos (Brasilien): 19-22 Tage gesamt
  • Nach Casablanca: 8-11 Tage gesamt
  • Nach New York: 16-19 Tage gesamt

Sie sehen: Je nach Zielmarkt ergeben sich völlig unterschiedliche Zeitvorteile.

Compliance und Rechtssicherheit

Hier liegt ein entscheidender, oft übersehener Unterschied:

Dubai: Eigenes Rechtssystem mit islamischen Einflüssen. Für deutsche Unternehmen bedeutet das zusätzliche Compliance-Anforderungen und höhere Rechtsberatungskosten.

Vigo: EU-Recht gilt vollumfänglich. Das heißt: Bekannte Standards, bewährte Prozesse, minimales Compliance-Risiko.

In der Praxis sparen Sie sich in Vigo jährlich erhebliche Rechts- und Beratungskosten.

Logistik-Vorteile im Detail: Zeit, Kosten und Effizienz

Lassen Sie uns tiefer in die operativen Aspekte eintauchen. Denn hier entscheidet sich, ob Ihre internationale Expansion profitabel wird oder nicht.

Supply Chain Integration: Wie nahtlos läuft es wirklich?

In Dubai profitieren Sie von der Nähe zu den großen asiatischen Produktionszentren. Das bedeutet:

  • Kürzere Lead Times: Nur 7-10 Tage von chinesischen Häfen
  • Flexible Bestandshaltung: Kleinere Mindestbestellmengen möglich
  • Just-in-Time möglich: Für zeitkritische Produkte ideal

In Vigo hingegen punkten Sie mit der EU-Integration:

  • Nahtlose EU-Distribution: Keine Zollabwicklung bei Weiterversendung
  • Einheitliche Standards: CE-Kennzeichnung reicht für ganz Europa
  • Kombinierte Transporte: Straße, Schiene, See optimal verknüpft

Digitalisierung und Technologie

Beide Standorte investieren massiv in Digitalisierung, aber mit unterschiedlichen Schwerpunkten:

Dubai Jebel Ali:

  • Trade Connect Platform für paperless trade
  • Blockchain-basierte Zollabwicklung
  • AI-gestützte Kapazitätsplanung
  • IoT-Tracking für alle Container

Zona Franca Vigo:

  • Integrated Port Management System
  • Automatisierte Automotive-Handling-Systeme
  • Real-time Cargo Tracking
  • EU-weite Interoperabilität

Skalierbarkeit: Wie wächst Ihr Business mit?

Hier zeigt sich ein wichtiger Unterschied in der Philosophie:

Dubai ist auf exponentielles Wachstum ausgelegt. Die Infrastruktur kann praktisch unbegrenzt erweitert werden. Wenn Sie global durchstarten wollen, finden Sie hier die entsprechenden Kapazitäten.

Vigo hingegen ist auf nachhaltiges, europäisches Wachstum optimiert. Die Kapazitäten sind begrenzt, aber für mittelständische Expansion völlig ausreichend.

Value-Added Services: Mehr als nur Lagerung

Beide Zonen bieten erweiterte Dienstleistungen, aber mit unterschiedlichen Stärken:

Service-Kategorie Dubai Jebel Ali Zona Franca Vigo
Produktionsintegration Leichtmontage, Verpackung Automotive-Customization
Qualitätskontrolle Internationale Standards EU-Normen, CE-Zertifizierung
E-Commerce Integration Fulfillment für Asien EU-weites Fulfillment
Finanzdienstleistungen Trade Finance, Islamic Banking EU-Banking, Export-Kredite

Risikomanagement: Was kann schiefgehen?

Ehrlich gesagt: Beide Standorte haben Risiken, über die wenig gesprochen wird.

Dubai-Risiken:

  • Politische Instabilität in der Region
  • Abhängigkeit von Öl-Wirtschaft
  • Klimatische Extreme (Sandstürme, extreme Hitze)
  • Compliance-Änderungen bei Anti-Geldwäsche-Gesetzen

Vigo-Risiken:

  • Begrenzte Kapazitätserweiterung möglich
  • Abhängigkeit von EU-Politik
  • Wetterbedingte Hafenschließungen (Atlantikstürme)
  • Konkurrenzdruck durch andere EU-Häfen

Das Wichtigste: Diversifizieren Sie Ihre Risiken. Setzen Sie niemals alles auf eine Karte.

Steuerliche Aspekte und rechtliche Rahmenbedingungen

Jetzt kommen wir zu meinem Spezialgebiet: den steuerlichen Implikationen. Hier entscheiden sich oft die wahren Vorteile für deutsche Unternehmer.

Unternehmensbesteuerung im Vergleich

Die Steuersysteme könnten unterschiedlicher nicht sein:

Dubai Jebel Ali:

  • Körperschaftsteuer: 9% (seit 2023)
  • Mehrwertsteuer: 5%
  • Keine Quellensteuer auf Dividenden
  • Keine Kapitalertragssteuer
  • 100%ige Gewinnrückführung möglich

Zona Franca Vigo:

  • Körperschaftsteuer: 25% (reduziert für Zona Franca-Aktivitäten)
  • Mehrwertsteuer: 21% (aber EU-intern nicht relevant)
  • Quellensteuer: Abhängig vom Doppelbesteuerungsabkommen
  • EU-Binnenmarkt-Vorteile

Aber Achtung: Die niedrigeren Steuern in Dubai sind nur die halbe Wahrheit.

Die versteckten Kosten der Dubai-Struktur

Was viele nicht bedenken: Die UAE haben seit 2023 die sogenannte „Substance Rules“ verschärft. Das bedeutet:

  • Mindestens 3 Vollzeit-Mitarbeiter vor Ort
  • Echte Geschäftstätigkeit (nicht nur Briefkasten)
  • Angemessene Büroflächen
  • Regelmäßige Board Meetings in Dubai

Diese Substanz-Anforderungen kosten Sie jährlich mindestens €150.000-200.000. Plötzlich sieht die Steuerersparnis anders aus.

EU-Vorteile von Vigo: Der versteckte Schatz

In Vigo profitieren Sie von etwas, was unbezahlbar ist: EU-Rechtssicherheit.

Das bedeutet konkret:

  • Steuerliche Anerkennung: Deutsche Finanzämter akzeptieren EU-Strukturen grundsätzlich
  • Doppelbesteuerungsabkommen: Automatisch durch EU-Recht abgedeckt
  • Verlustverrechnung: EU-weite Verlustverrechnung unter bestimmten Umständen möglich
  • Erbschaftsteuer: EU-Erbschaftsteuerrichtlinie vermeidet Doppelbesteuerung

Persönliche Besteuerung: Der oft vergessene Faktor

Viele Unternehmer denken nur an die Unternehmenssteuer. Aber was ist mit Ihrer persönlichen Situation?

Bei einer Dubai-Struktur:

  • Müssen Sie selbst in Dubai residieren für optimale Steuervorteile
  • 183-Tage-Regel für steuerliche Ansässigkeit
  • Keine Einkommensteuer in Dubai
  • Aber: Wegzugsbesteuerung in Deutschland beachten

Bei einer Vigo-Struktur:

  • Können Sie in Deutschland wohnen bleiben
  • Spanische Quellensteuer oft durch DBA reduziert
  • EU-Freizügigkeit für Ihren Wohnsitz
  • Geringere persönliche Compliance-Anforderungen

Compliance und Meldepflichten

Hier wird es richtig komplex. Lassen Sie mich Ihnen die Wahrheit sagen:

Dubai bringt erhebliche Meldepflichten mit sich:

  • Jahresabschluss nach UAE GAAP
  • Economic Substance Report
  • Ultimate Beneficial Owner Declaration
  • Anti-Money Laundering Compliance
  • Deutsche Außensteuergesetz-Meldungen

Vigo ist deutlich einfacher:

  • Standard EU-Rechnungslegung
  • Bekannte Compliance-Anforderungen
  • Deutsche Steuerberater kennen sich aus
  • Weniger exotische Meldepflichten

In der Praxis sparen Sie sich mit Vigo jährlich erhebliche zusätzliche Compliance-Kosten.

Praktische Entscheidungshilfe: Welche Zone passt zu Ihrem Business?

Nach all den Fakten und Zahlen stehen Sie vor der entscheidenden Frage: Welcher Standort passt zu Ihrem spezifischen Business?

Lassen Sie mich Ihnen eine ehrliche Entscheidungshilfe geben.

Sie sollten Dubai Jebel Ali wählen, wenn…

  • Ihr Hauptgeschäft in Asien liegt: Mindestens 60% Ihres Umsatzes aus APAC-Region
  • Sie hohe Margen haben: Die höheren Betriebskosten verschmerzen können
  • Sie bereit sind zu relocaten: Mindestens 6 Monate pro Jahr in Dubai verbringen
  • Sie schnell skalieren wollen: Exponentielles Wachstum in Schwellenmärkten planen
  • Sie im B2B-Bereich tätig sind: Weniger Consumer-Protection-Regelungen relevant

Sie sollten Zona Franca Vigo wählen, wenn…

  • Europa Ihr Hauptmarkt ist: Mindestens 50% EU-Geschäft
  • Sie kostenoptimiert arbeiten: Jeder Euro Ersparnis zählt
  • Sie in Deutschland wohnen bleiben wollen: Familie und Lebensumfeld wichtig sind
  • Sie Automotive-Expertise brauchen: Fahrzeuge oder Komponenten handeln
  • Sie Südamerika erschließen wollen: Atlantik-Handel ausbauen möchten

Die Hybrid-Lösung: Warum nicht beide?

Hier kommt eine Option, die viele übersehen: Warum nicht beide Standorte nutzen?

Für größere Unternehmen (ab ca. 10 Millionen Euro Jahresumsatz) kann eine Dual-Hub-Strategie optimal sein:

  • Dubai für Asien-Geschäft: Fokus auf Indien, Südostasien, Naher Osten
  • Vigo für Europa/Amerika: EU-Binnenmarkt plus Südamerika-Expansion
  • Zentrale Steuerung aus Deutschland: Sie behalten die Kontrolle

Diese Strategie erfordert mehr Koordination, bietet aber maximale geografische Abdeckung.

Timing: Wann sollten Sie starten?

Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend:

Sofort starten sollten Sie, wenn:

  • Sie bereits internationale Kunden haben
  • Ihre deutsche Steuerlast über 35% liegt
  • Sie mehr als 50.000 Euro Gewinn pro Jahr erwirtschaften

Noch warten sollten Sie, wenn:

  • Ihr Business noch nicht profitabel ist
  • Sie weniger als 500.000 Euro Jahresumsatz haben
  • Sie keine internationale Kundenbasis haben

Die ersten Schritte: Ihr Fahrplan

Egal für welchen Standort Sie sich entscheiden, der Startprozess ist ähnlich:

  1. Due Diligence (4-6 Wochen): Detailanalyse Ihres spezifischen Falls
  2. Lokaler Partner-Check (2-3 Wochen): Seriöse Dienstleister vor Ort finden
  3. Probelauf (3-6 Monate): Mit kleinem Volumen starten
  4. Schrittweise Skalierung (12-24 Monate): Volumen sukzessive ausbauen

Wichtig: Überstürzen Sie nichts. Eine gut geplante Struktur hält jahrzehntelang.

Häufig gestellte Fragen zu Freihandelszonen

Wie hoch sind die Setup-Kosten für eine Niederlassung?

In Dubai Jebel Ali liegen die Setup-Kosten zwischen 70.000-100.000 Euro, inklusive Lizenz, Büroeinrichtung und ersten Jahr Betriebskosten. In der Zona Franca de Vigo sind es deutlich günstiger: 40.000-60.000 Euro für eine vergleichbare Struktur. Die Differenz ergibt sich hauptsächlich durch günstigere Immobilienkosten und niedrigere Lizenzgebühren in Spanien.

Welche Mindestinvestition ist in beiden Zonen erforderlich?

Dubai verlangt keine formelle Mindestinvestition, aber die Substanz-Regeln erfordern faktisch etwa 200.000 Euro jährliche Betriebskosten. Vigo hat ebenfalls keine Mindestinvestition, benötigt aber reale Geschäftstätigkeit. Als Faustregel sollten Sie mindestens 500.000 Euro Jahresumsatz haben, um die Struktur wirtschaftlich zu rechtfertigen.

Wie lange dauert die Unternehmensgründung?

In Dubai sind es typischerweise 4-6 Wochen von Antragstellung bis zur vollständigen Lizenzierung. In Vigo geht es schneller: 2-3 Wochen für die Grundstruktur. Der Unterschied liegt an den umfangreicheren Compliance-Prüfungen in Dubai und der streamlined EU-Bürokratie in Spanien.

Welche laufenden Kosten entstehen jährlich?

In Dubai müssen Sie mit 180.000-250.000 Euro jährlichen Betriebskosten rechnen (Lizenz, Büro, Personal, Compliance). In Vigo sind es 120.000-180.000 Euro für vergleichbare Services. Hinzu kommen in beiden Fällen variable Kosten für Lagerung und Logistik je nach Volumen.

Kann ich von Deutschland aus beide Strukturen managen?

Das ist der entscheidende Unterschied: Vigo können Sie problemlos von Deutschland aus steuern, da EU-Recht gilt. Bei Dubai müssen Sie für optimale Steuervorteile mindestens 183 Tage pro Jahr vor Ort sein. Fernsteuerung ist möglich, reduziert aber die steuerlichen Vorteile erheblich.

Wie wirkt sich die Wahl auf meine deutsche Steuerpflicht aus?

Bei einer reinen Vigo-Struktur bleiben Sie oft in Deutschland steuerpflichtig, profitieren aber von Doppelbesteuerungsabkommen und EU-Vorteilen. Dubai erfordert für volle Steuervorteile eine Verlagerung Ihres steuerlichen Wohnsitzes, was die deutsche Steuerpflicht beenden kann, aber auch Wegzugsbesteuerung auslösen könnte.

Welche Branchen profitieren am meisten von welcher Zone?

Dubai eignet sich besonders für IT-Services, Elektronik-Handel, Rohstoffe und B2B-Dienstleistungen mit Asien-Fokus. Vigo dominiert bei Automotive, Textilien, Lebensmitteln und allem, was den EU-Binnenmarkt oder Südamerika-Handel betrifft. E-Commerce funktioniert in beiden Zonen, je nach Zielmarkt.

Was passiert bei politischen Veränderungen?

Das ist ein oft unterschätztes Risiko. Dubai unterliegt potentiellen Änderungen der UAE-Politik und regionalen Instabilitäten. Vigo hingegen profitiert von EU-Stabilität und demokratischen Strukturen. Allerdings können sich auch EU-Regelungen ändern, was beide Strukturen betreffen könnte. Diversifizierung ist daher immer empfehlenswert.

Wie schwierig ist die Personalgewinnung vor Ort?

Dubai hat einen internationalen Talent-Pool, aber hohe Fluktuation und steigende Gehälter. Qualifizierte Logistik-Manager kosten 60.000-80.000 Euro jährlich. In Vigo finden Sie lokale Expertise günstiger (35.000-50.000 Euro), aber weniger internationale Erfahrung. Beide Standorte bieten Visa-Support für deutsche Mitarbeiter.

Welche Exit-Strategien gibt es bei beiden Optionen?

Vigo-Strukturen lassen sich einfacher wieder schließen oder verkaufen, da EU-Standards gelten. Dubai-Exits sind komplexer durch lokale Rechtssprechung und Partner-Anforderungen. In beiden Fällen sollten Sie Exit-Klauseln von Anfang an mitdenken. Ein sauberer Exit dauert typischerweise 6-12 Monate und kostet 15.000-30.000 Euro an Beratung und Abwicklung.

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