Letzte Woche erreichte mich diese Nachricht: „Richard, ich bin völlig verwirrt. Soll ich die e-Residency in Estland beantragen oder lieber das D2-Visa für Portugal? Was ist steuerlich klüger?“

Und hier liegt bereits der erste Denkfehler.

Diese beiden Optionen sind wie Äpfel und Birnen. Trotzdem werden sie ständig miteinander verglichen. Das verstehe ich. Schließlich versprechen beide eine gewisse „Unabhängigkeit“ vom deutschen Steuersystem.

Aber die Realität ist komplexer.

Als jemand, der täglich mit internationalen Unternehmern arbeitet, sehe ich immer wieder dieselben Missverständnisse. Deshalb nehme ich Sie heute mit auf eine ehrliche Analyse beider Wege.

Sie werden verstehen, warum die e-Residency kein Steuerparadies ist. Und warum das D2-Visa nicht automatisch Ihre Steuerlast senkt. Vor allem aber zeige ich Ihnen, welcher Weg für Ihre spezielle Situation der richtige ist.

Bereit für die ungeschminkte Wahrheit?

Die Wahrheit über virtuelle vs. physische Residenz: Was Ihnen niemand sagt

Bevor wir in die Details gehen, möchte ich mit dem größten Mythos aufräumen:

Weder die e-Residency noch das D2-Visa lösen automatisch Ihre Steuerprobleme.

Das hört sich ernüchternd an, ich weiß. Aber genau diese Ehrlichkeit unterscheidet mich von den „Steuerspar-Gurus“, die Ihnen das Blaue vom Himmel versprechen.

Was virtuelle Residenz wirklich bedeutet

Die e-Residency ist ein digitaler Zugang zu estnischen E-Services. Das heißt: Sie erhalten eine digitale Identität, können ein Unternehmen gründen und Behördengänge online erledigen. Klingt fantastisch, oder?

Aber – und das ist entscheidend – Sie werden dadurch nicht zum estnischen Steuerresidenten.

Ihre Steuerpflicht richtet sich weiterhin nach Ihrem tatsächlichen Aufenthaltsort und Ihren Geschäftstätigkeiten. Wenn Sie 200 Tage im Jahr in Deutschland verbringen, bleiben Sie deutscher Steuerresident. Punkt.

Was physische Residenz tatsächlich bewirkt

Das D2-Visa hingegen ermöglicht Ihnen den legalen Aufenthalt in Portugal. Sie können sich hier niederlassen, arbeiten und nach fünf Jahren sogar die Staatsbürgerschaft beantragen.

Entscheidend: Mit dem D2-Visa können Sie Ihre deutsche Steuerresidenz beenden. Vorausgesetzt, Sie erfüllen alle Voraussetzungen und lassen sich wirklich in Portugal nieder.

Aber auch hier gilt: Die steuerlichen Vorteile ergeben sich nicht automatisch aus dem Visa. Sie müssen aktiv Ihre Steuerresidenz wechseln und die entsprechenden Strukturen aufbauen.

Der fundamentale Unterschied im Überblick

Aspekt e-Residency Estland D2-Visa Portugal
Rechtsstatus Digitaler Zugang Aufenthaltsberechtigung
Steuerresidenz Keine Änderung Wechsel möglich
Physische Präsenz Nicht erforderlich Mindestens 14 Tage/Jahr
Zeitaufwand 2-4 Wochen 6-12 Monate
Kosten (Jahr 1) €120-500 €5.000-15.000

Sie sehen: Wir sprechen über völlig verschiedene Konzepte. Das erklärt, warum so viele Unternehmer die falsche Entscheidung treffen.

Estlands e-Residency: Was Sie wirklich erwartet und warum es kein Allheilmittel ist

Ich bin selbst e-Resident in Estland. Deshalb kann ich Ihnen aus erster Hand sagen: Es ist ein brillantes System – aber nicht das, was viele erwarten.

Die Realität der e-Residency

Seit dem Start 2014 haben sich über 100.000 Menschen für die e-Residency entschieden. Über 20.000 Unternehmen wurden gegründet.

Aber hier kommt der Haken: Die meisten dieser Unternehmer haben steuerlich nichts gewonnen.

Warum? Weil sie ihre Geschäftstätigkeit weiterhin von Deutschland aus führen. Und das bedeutet: Deutsche Steuerpflicht bleibt bestehen.

Wann die e-Residency steuerlich Sinn macht

Es gibt durchaus Szenarien, in denen die e-Residency steuerliche Vorteile bietet:

  • Sie sind bereits non-resident in Deutschland und suchen eine EU-Unternehmensstruktur
  • Ihr Geschäft läuft vollständig automatisiert ohne aktive Geschäftstätigkeit
  • Sie arbeiten remote und verbringen weniger als 183 Tage in Deutschland
  • Sie haben passive Einkommensströme wie Lizenzgebühren oder Dividenden

In diesen Fällen können Sie von Estlands einzigartigem Steuersystem profitieren: Gewinne werden erst besteuert, wenn sie ausgeschüttet werden. Das heißt: Thesaurierte Gewinne bleiben steuerfrei.

Die praktischen Vorteile der e-Residency

Jenseits der Steuerfrage bietet die e-Residency echte Mehrwerte:

  1. Digitale Effizienz: Alle Behördengänge online, 24/7 verfügbar
  2. EU-Marktzugang: SEPA-Zahlungen, EU-Rechnungsstellung ohne Probleme
  3. Geringe Bürokratie: Jahresabschluss oft in wenigen Klicks erstellt
  4. Internationale Glaubwürdigkeit: EU-Unternehmen öffnet Türen

Die versteckten Kosten und Nachteile

Was Ihnen viele Anbieter verschweigen:

  • Buchhaltungskosten: €100-300 monatlich für professionelle Betreuung
  • Sprachbarriere: Kommunikation mit Behörden nur auf Estnisch oder Englisch
  • Zeitverschiebung: Support oft nur zu estnischen Geschäftszeiten
  • Bankkonto-Problematik: Deutsche Banken sehen estnische Unternehmen kritisch

Außerdem: Viele deutsche Banken stufen Sie als „risikoreich“ ein, wenn Sie ein estnisches Unternehmen führen. Das kann zu Kontokündigungen führen.

Steuerliche Fallstricke bei der e-Residency

Hier wird es kritisch: Selbst wenn Sie alle Voraussetzungen erfüllen, lauern Fallen:

Substanz-Problem: Das deutsche Finanzamt prüft zunehmend die wirtschaftliche Substanz ausländischer Unternehmen. Führen Sie das Unternehmen faktisch von Deutschland aus, kann es als „Briefkastenfirma“ eingestuft werden.

Das bedeutet: Deutsche Steuerpflicht trotz estnischer Firma.

Deshalb rate ich: Lassen Sie sich vor der Gründung steuerlich beraten. Die €2.000-5.000 für eine fundierte Analyse sparen Ihnen später Zehntausende an Steuernachzahlungen.

Portugals D2-Visa: Der Weg zur physischen EU-Residenz für digitale Nomaden

Das D2-Visa ist Portugals Antwort auf den globalen Trend des Remote-Arbeitens. Und im Gegensatz zur e-Residency können Sie hier tatsächlich Ihre Steuerresidenz wechseln.

Aber – Sie ahnen es bereits – die Sache hat Haken.

Was das D2-Visa wirklich bietet

Das D2-Visa ist ein Aufenthaltstitel für Selbstständige und Freiberufler. Es ermöglicht Ihnen:

  • Legalen Aufenthalt in Portugal mit Arbeitsberechtigung
  • Zugang zum EU-Binnenmarkt ohne weitere Visa
  • Weg zur Staatsbürgerschaft nach fünf Jahren Aufenthalt
  • Steuerliche Optimierung durch NHR-Status (dazu gleich mehr)

Das klingt verlockend. Aber schauen wir uns die Realität an.

Die tatsächlichen Voraussetzungen

Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Portugal prüft sehr genau:

  1. Finanznachweis: Mindestens €7.200 auf dem Konto (entspricht dem Mindestlohn × 12)
  2. Geschäftsplan: Detaillierter Plan Ihrer selbstständigen Tätigkeit
  3. Krankenversicherung: Vollumfänglicher Schutz für Portugal
  4. Führungszeugnis: Aus allen Ländern der letzten 5 Jahre
  5. Wohnsitznachweis: Mietvertrag oder Immobilienkauf

Der Geschäftsplan ist entscheidend. Sie müssen nachweisen, dass Sie Ihre Tätigkeit von Portugal aus ausüben können und werden. Ein simples „Ich arbeite remote“ reicht nicht.

Der NHR-Status: Portugals Steuer-Trumpf

Hier wird es interessant: Als neuer Steuerresident können Sie den NHR-Status (Non-Habitual Resident) beantragen. Das bedeutet:

  • Ausländische Einkünfte oft steuerfrei (unter bestimmten Bedingungen)
  • Portugiesische Einkünfte mit bis zu 20% Flat Tax für bestimmte Berufe
  • 10 Jahre Laufzeit ohne Verlängerungsmöglichkeit

Klingt fantastisch, oder? Aber hier lauert der größte Fallstrick.

Die NHR-Falle: Warum viele enttäuscht werden

Portugal hat die NHR-Regeln verschärft. Wer bereits den Status hat, behält ihn. Neue Antragsteller haben derzeit schlechte Karten.

Das heißt: Der Hauptvorteil des D2-Visas ist weitgehend weggefallen.

Trotzdem kann sich der Umzug lohnen. Portugal hat einen regulären Steuersatz von 14,5% bis 48%. Für viele deutsche Unternehmer immer noch attraktiver als die deutschen Sätze.

Praktische Herausforderungen des D2-Visas

Aus meiner Beratungspraxis kenne ich die typischen Stolpersteine:

Problem Auswirkung Lösung
Sprachbarriere Behördengang wird zur Odyssee Anwalt/Berater vor Ort
Bearbeitungszeit 6-12 Monate Wartezeit Früh starten, Geduld mitbringen
Wohnsitzpflicht Mind. 14 Tage/Jahr physisch anwesend Aufenthalte planen und dokumentieren
Doppelbesteuerung Steuer in zwei Ländern möglich DBA-Analyse und Planung

Kosten des D2-Visa-Weges

Rechnen Sie mit diesen Ausgaben:

  • Antragsgebühren: €83 für das Visa, €72 für Aufenthaltstitel
  • Anwalt/Berater: €3.000-8.000 für komplette Abwicklung
  • Übersetzungen: €500-1.500 für alle Dokumente
  • Wohnung/Haus: Kaution und erste Miete (variiert stark)
  • Steuerberatung: €2.000-5.000 für Setup

Insgesamt sollten Sie €10.000-20.000 für den kompletten Prozess einplanen.

Das ist nicht wenig. Aber wenn Sie langfristig Ihre Steuerresidenz wechseln wollen, ist es eine sinnvolle Investition.

Steuerliche Realitäten: Ein ehrlicher Vergleich der beiden Wege

Jetzt kommen wir zum Kern der Sache: Was bedeuten beide Optionen steuerlich für Sie?

Ich zeige Ihnen drei konkrete Szenarien mit echten Zahlen. Keine Theorie, sondern Praxis.

Szenario 1: Der Online-Marketing-Experte (€150.000 Jahresgewinn)

Thomas, 34, führt eine Online-Marketing-Agentur. Seine Kunden sitzen international, er arbeitet vollständig remote.

Status Quo Deutschland:

  • Gewerbesteuer: €5.250 (3,5% bei Hebesatz 400%)
  • Körperschaftsteuer: €37.500 (25%)
  • Solidaritätszuschlag: €2.063
  • Private Entnahme (€100.000): €26.375 Kapitalertragsteuer
  • Gesamtsteuer: €71.188 (47,5%)

Mit e-Residency Estland:

Wenn Thomas seine deutsche Steuerresidenz aufgibt und nur thesauriert:

  • Estnische Steuer: €0 (nur bei Ausschüttung)
  • Deutsche Steuer: €0 (non-resident)
  • Ersparnis: €71.188

Aber: Er muss nachweisen, dass die Geschäftstätigkeit von Estland aus erfolgt. Das ist bei Online-Marketing schwierig.

Mit D2-Visa Portugal (ohne NHR):

  • Portugiesische Körperschaftsteuer: €31.500 (21%)
  • Private Entnahme: €17.750 (23,6% Durchschnitt)
  • Gesamtsteuer: €49.250 (32,8%)
  • Ersparnis: €21.938

Szenario 2: Die Beraterin (€80.000 Jahresgewinn)

Maria, 41, berät deutsche Unternehmen in der Digitalisierung. Sie hat starke lokale Bindungen.

Mit e-Residency: Keine steuerlichen Vorteile, da Geschäftstätigkeit eindeutig in Deutschland stattfindet.

Mit D2-Visa: Möglich, aber sie müsste ihre Geschäftstätigkeit nach Portugal verlagern. Bei starker Kundenbindung nach Deutschland schwierig umsetzbar.

Szenario 3: Der Software-Entwickler (€200.000 Jahresgewinn)

Robert, 39, verkauft Software-Lizenzen international. Sein Business läuft weitgehend automatisiert.

Status Quo Deutschland:

  • Gesamtsteuer: €97.125 (48,6%)

Mit e-Residency:

Perfektes Szenario für Estland, da automatisiertes Business:

  • Steuer bei Thesaurierung: €0
  • Ersparnis: €97.125

Mit D2-Visa Portugal:

  • Gesamtsteuer: €67.500 (33,75%)
  • Ersparnis: €29.625

Die Wahrheit über Substanzanforderungen

Hier wird es kritisch: Deutsche Finanzämter prüfen zunehmend genauer. Sie fragen:

  • Wo treffen Sie Geschäftsentscheidungen?
  • Wo befinden sich Ihre Server/IT-Infrastruktur?
  • Von wo aus kommunizieren Sie mit Kunden?
  • Wo ist Ihr „Lebensmittelpunkt“?

Bei der e-Residency ist es schwerer, echte Substanz nachzuweisen. Bei Portugal haben Sie physische Präsenz – ein klarer Vorteil.

Mein Praxis-Tipp zur Steuerplanung

Wählen Sie nie eine Struktur nur wegen der Steuerersparnis. Die beste Lösung ist die, die zu Ihrem Leben und Geschäft passt und trotzdem steueroptimiert ist.

Ich habe zu viele Unternehmer gesehen, die sich in komplexe Konstrukte verstrickt haben, nur um ein paar Prozent zu sparen. Am Ende kostete sie das mehr Nerven und Geld als eine ehrliche, simple Lösung.

Praktische Entscheidungshilfe: Welcher Weg passt zu Ihnen?

Nach über 1.000 Beratungsgesprächen kann ich Ihnen sagen: Die „beste“ Lösung gibt es nicht. Es gibt nur die beste Lösung für Ihre Situation.

Deshalb habe ich einen Entscheidungsbaum entwickelt, der Klarheit schafft.

Der Estland-Check: Wann die e-Residency funktioniert

Die e-Residency ist für Sie geeignet, wenn Sie alle folgenden Punkte mit „Ja“ beantworten:

  1. Sind Sie bereit, Ihre deutsche Steuerresidenz aufzugeben?
  2. Ist Ihr Business weitgehend automatisiert oder standortunabhängig?
  3. Haben Sie keine regelmäßigen deutschen Kunden/Partner?
  4. Können Sie nachweisen, dass Geschäftsentscheidungen nicht in Deutschland getroffen werden?
  5. Sind Sie bereit, auf sofortige Gewinnausschüttungen zu verzichten?

Wenn Sie auch nur einen Punkt mit „Nein“ beantwortet haben, ist die e-Residency steuerlich riskant für Sie.

Der Portugal-Check: Wann das D2-Visa Sinn macht

Das D2-Visa passt zu Ihnen, wenn Sie mindestens 4 der folgenden Punkte mit „Ja“ beantworten:

  1. Sind Sie bereit, tatsächlich nach Portugal zu ziehen?
  2. Können Sie Ihre Geschäftstätigkeit von Portugal aus führen?
  3. Haben Sie €15.000-25.000 für den Umzug verfügbar?
  4. Sprechen Sie Englisch oder Portugiesisch?
  5. Sind Sie geduldig genug für 6-12 Monate Bearbeitungszeit?
  6. Möchten Sie langfristig (5+ Jahre) in der EU bleiben?
  7. Ist Ihnen ein warmes Klima und entspannte Lebensweise wichtig?

Die Alternative: Beides nutzen

Hier wird es interessant: Sie können beide Wege kombinieren.

Zum Beispiel:

  1. Sofort starten: e-Residency für erste internationale Struktur
  2. Parallel vorbereiten: D2-Visa-Antrag für langfristige Lösung
  3. Nach Umzug wechseln: Von estnischer zu portugiesischer Struktur

Diese Hybridstrategie nutzen viele meiner Mandanten. Sie verschafft Ihnen Zeit und Flexibilität.

Checkliste: Ihre nächsten Schritte

Basierend auf Ihrer Entscheidung sollten Sie diese Schritte einleiten:

Für e-Residency Estland:

  • Steuerliche Vorabanalyse durch Spezialisten (€2.000-3.000)
  • Planung der Substanzverlagerung
  • e-Residency-Antrag (online, ca. 3-4 Wochen)
  • Unternehmensgründung und Bankkonto
  • Abmeldung aus Deutschland (wenn möglich)

Für D2-Visa Portugal:

  • Anwalt/Berater in Portugal finden
  • Geschäftsplan entwickeln
  • Alle Dokumente sammeln und übersetzen lassen
  • Wohnung in Portugal anmieten
  • Visa-Antrag bei portugiesischem Konsulat

Für beide Wege gilt:

  • Deutsche Steuerberatung für Exit-Strategie
  • Internationale Steuerberatung für neue Struktur
  • Rechtssichere Dokumentation aller Schritte

Die häufigsten Fehler vermeiden

Diese Fehler sehe ich immer wieder:

Fehler 1: Schnell eine Struktur aufbauen ohne steuerliche Vorabklärung
Fehler 2: Die deutsche Steuerresidenz beenden ohne Alternativplan
Fehler 3: Komplexe Strukturen ohne echten Nutzen
Fehler 4: Substanzanforderungen unterschätzen

Lassen Sie sich Zeit für die Entscheidung. Ein Jahr Vorbereitung kann Ihnen Jahrzehnte an Problemen ersparen.

Meine Empfehlung für verschiedene Unternehmertypen: Welcher Weg führt zum Ziel?

Nach diesem umfassenden Vergleich werden Sie sich fragen: „Gut Richard, aber was soll ICH konkret tun?“

Basierend auf meiner Erfahrung mit hunderten internationalen Unternehmern gebe ich Ihnen hier meine ehrliche Einschätzung für verschiedene Unternehmerprofile.

Typ 1: Der Location-Independent Freelancer

Profil: Webdesigner, Programmierer, Übersetzer, Online-Marketer
Umsatz: €50.000-150.000/Jahr
Kundenstamm: International verteilt

Meine Empfehlung: e-Residency Estland

Warum? Sie haben bereits die perfekten Voraussetzungen:

  • Standortunabhängige Tätigkeit
  • Internationale Kunden
  • Digitale Arbeitsweise
  • Flexibler Lebensstil

Wichtig: Sorgen Sie für echte Substanz. Verbringen Sie mindestens 3-4 Monate im Jahr in Estland oder anderen EU-Ländern. Dokumentieren Sie Ihre Aufenthalte genau.

Typ 2: Der etablierte Beratungsunternehmer

Profil: Unternehmensberater, Coach, Rechtsanwalt
Umsatz: €200.000-500.000/Jahr
Kundenstamm: Primär Deutschland/DACH

Meine Empfehlung: Vorsicht bei beiden Optionen

Ehrlich gesagt: Für Sie ist der Schritt ins Ausland schwierig. Ihre Kunden sind lokal, Ihre Expertise ist an den deutschen Markt gebunden.

Besser: Optimieren Sie Ihre deutsche Struktur. Eine gut aufgesetzte GmbH mit Gewinnthesaurierung kann bereits deutliche Steuervorteile bringen.

Falls Sie trotzdem ins Ausland wollen: Portugal über D2-Visa, aber nur mit langfristigem Plan zur Kundenbasen-Internationalisierung.

Typ 3: Der E-Commerce-Entrepreneur

Profil: Amazon FBA, Shopify-Store, Dropshipping
Umsatz: €100.000-300.000/Jahr
Kundenstamm: Europa, USA

Meine Empfehlung: Hybrid-Ansatz

  1. Phase 1: e-Residency für EU-Struktur und SEPA-Zugang
  2. Phase 2: D2-Visa für persönliche Absicherung
  3. Phase 3: Eventual move zu portugiesischer Holding-Struktur

E-Commerce ist perfekt für internationale Strukturen. Sie haben echte Substanz (Lager, Logistik) und können diese flexibel verlagern.

Typ 4: Der SaaS-Gründer

Profil: Software-as-a-Service, App-Entwicklung
Umsatz: €50.000-1.000.000+/Jahr
Kundenstamm: Global

Meine Empfehlung: Definitiv e-Residency

Sie sind der perfekte Kandidat für Estland:

  • Digitales Produkt
  • Skalierbare Technologie
  • Internationale Kunden
  • Hohe Gewinnmargen

Nutzen Sie Estlands Thesaurierungsmodell für schnelles Wachstum. Investieren Sie gesparte Steuern in Product Development und Marketing.

Typ 5: Der Investment-Unternehmer

Profil: Immobilieninvestor, Trader, Kapitalanleger
Umsatz: Variabel, oft passiv
Kundenstamm: Nicht relevant

Meine Empfehlung: Portugal mit D2-Visa

Warum? Investoren profitieren von:

  • Günstiger Immobilienbesteuerung in Portugal
  • EU-Kapitalmarkt-Zugang
  • Stabiler Rechtslage
  • Hoher Lebensqualität

Außerdem: Sie haben die nötigen Mittel für den aufwändigeren D2-Visa-Prozess.

Typ 6: Der Content Creator

Profil: YouTuber, Influencer, Online-Kurs-Ersteller
Umsatz: €75.000-250.000/Jahr
Kundenstamm: Social Media, international

Meine Empfehlung: Portugal über D2-Visa

Content Creator profitieren von:

  • Bildrechten und IP-Schutz in der EU
  • Günstiger Lizenzbesteuerung
  • Inspiration durch neues Umfeld
  • Content-Material durch Ortswechsel

Plus: Portugal ist ein beliebtes Creator-Ziel. Sie finden schnell eine Community.

Typ 7: Der Lifestyle-Unternehmer

Profil: Verschiedene Online-Projekte, Location-Independent
Umsatz: €60.000-120.000/Jahr
Kundenstamm: Mixed

Meine Empfehlung: Erst Portugal testen, dann entscheiden

Viele Lifestyle-Unternehmer überschätzen ihre Flexibilität. Deshalb:

  1. 6 Monate in Portugal leben (Touristenvisum)
  2. Business von dort aus testen
  3. Bei Erfolg: D2-Visa beantragen
  4. Bei Problemen: e-Residency als Plan B

Mein persönlicher Rat

Egal zu welchem Typ Sie gehören – treffen Sie keine Schnellschüsse. Ich empfehle immer diese Reihenfolge:

  1. Bestandsaufnahme: Wo stehen Sie steuerlich heute?
  2. Zieldefinition: Was wollen Sie erreichen?
  3. Machbarkeitsprüfung: Was ist realistisch umsetzbar?
  4. Testphase: Probieren Sie es erstmal aus
  5. Umsetzung: Dann den vollen Schritt gehen

Und denken Sie daran: Beide Wege – e-Residency und D2-Visa – sind keine Einbahnstraßen. Sie können jederzeit anpassen oder zurück wechseln.

Das gibt Ihnen die Ruhe, eine durchdachte Entscheidung zu treffen.

Haben Sie Fragen zu Ihrem spezifischen Fall? Dann lassen Sie uns reden. Als Steuermentor begleite ich Sie gerne auf diesem Weg.

Ihr RMS

Häufig gestellte Fragen

Kann ich sowohl e-Residency als auch D2-Visa gleichzeitig haben?

Ja, das ist möglich. Die e-Residency ist ein digitaler Service, kein Aufenthaltstitel. Sie können parallel das D2-Visa beantragen und beide Optionen kombinieren.

Muss ich bei der e-Residency jemals nach Estland reisen?

Nein, für die e-Residency selbst müssen Sie nicht nach Estland. Aber für steuerliche Substanz ist physische Präsenz in der EU empfehlenswert. Viele e-Residents besuchen Estland einmal jährlich.

Wie lange dauert der D2-Visa-Antrag wirklich?

In der Praxis 6-12 Monate. Die offiziellen 60 Tage gelten nur für die Bearbeitung nach Einreichung aller Unterlagen. Die Dokumentenbeschaffung dauert meist 4-8 Monate.

Kann ich mit der e-Residency ein deutsches Bankkonto behalten?

Das hängt von Ihrer Bank ab. Viele deutsche Banken sehen estnische Unternehmen kritisch. Informieren Sie Ihre Bank vorab über Ihre Pläne, um Kontokündigungen zu vermeiden.

Was passiert mit meiner deutschen Krankenversicherung?

Bei Aufgabe der deutschen Steuerresidenz endet meist auch die Krankenversicherungspflicht. Sie benötigen eine neue Versicherung in Ihrem Zielland oder eine internationale Police.

Ist der NHR-Status in Portugal wirklich nicht mehr erhältlich?

Portugal hat die NHR-Regeln verschärft. Wer bereits den Status hat, behält ihn bis zum Ende der 10-Jahres-Periode. Neue Antragsteller haben derzeit schlechte Karten.

Wie hoch sind die laufenden Kosten bei beiden Optionen?

e-Residency: €1.000-3.000 jährlich (Buchhaltung, Compliance). D2-Visa: €2.000-5.000 jährlich (Steuerberatung, Anwalt, Aufenthaltstitel-Verlängerung).

Kann ich als Angestellter die e-Residency nutzen?

Die e-Residency ist für Unternehmer gedacht. Als Angestellter haben Sie davon normalerweise keine steuerlichen Vorteile. Das D2-Visa ist ebenfalls für Selbstständige konzipiert.

Was ist bei Familiennachzug zu beachten?

Die e-Residency betrifft nur Sie persönlich. Beim D2-Visa können Ehepartner und minderjährige Kinder mitantragen. Sie benötigen aber separate Anträge und Nachweise.

Wie sicher sind beide Optionen rechtlich?

Beide Programme sind etabliert und rechtssicher. Die e-Residency läuft seit 2014, das D2-Visa gibt es seit 2007. Änderungen werden meist mit Vorlauf angekündigt und betreffen nur Neuanträge.

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