Ich erlebe es täglich: Deutsche Investoren stehen vor strukturierten Finanzprodukten wie vor einem verschlossenen Buch.

Dabei sind gerade Irlands Section 110 und Maltas Securitisation Act zwei der mächtigsten Werkzeuge in der EU.

Aber hier kommt’s:

Die meisten Berater erklären Ihnen nur die eine Seite. Entweder schwärmen sie von Irland. Oder preisen Malta als Geheimtipp.

Das greift zu kurz.

Denn beide Strukturen haben ihre Berechtigung. Je nach Ihren Zielen, Ihrem Investment-Volumen und Ihrer Risikobereitschaft.

Ich nehme Sie heute mit auf eine Reise durch die Welt der EU-Securitisation. Nicht als theoretischer Berater, sondern als jemand, der diese Strukturen praktisch begleitet hat.

Sie werden verstehen, warum ein deutscher Mittelständler mit 50 Millionen Euro völlig andere Bedürfnisse hat als ein Family Office mit 500 Millionen.

Bereit?

Dann lassen Sie uns gemeinsam Ihre optimale Struktur entwickeln.

Was sind Section 110 und Maltas Securitisation Act? Die Grundlagen verstehen

Bevor wir in die Details gehen, müssen wir das Fundament legen.

Denn nur wer die Mechanismen versteht, kann die richtige Entscheidung treffen.

Section 110 Irland: Das steueroptimierte Vehikel

Section 110 des Irish Taxes Consolidation Act ist Irlands Antwort auf komplexe Finanzstrukturen.

Das Prinzip ist elegant: Eine Section 110 Company (auch „Qualifying Company“ genannt) kann praktisch steuerneutral operieren. Warum? Sie darf ihre Erträge fast vollständig an die Investoren weiterleiten.

Die Steuerlast beträgt effektiv nur 0,125% auf verwaltete Vermögen.

Das bedeutet konkret: Bei einem Portfolio von 100 Millionen Euro zahlen Sie nur 125.000 Euro Steuern. Pro Jahr.

Maltas Securitisation Act: Der EU-Passport Ansatz

Malta ging einen anderen Weg.

Ihr Securitisation Act von 2021 schafft Securitisation Vehicles (SVs), die automatisch eine EU-weite Anerkennung genießen.

Der Clou: Diese Vehikel können als „Notified SV“ unter der EU-Securitisation Regulation operieren. Das öffnet Türen zu institutionellen Investoren in der gesamten EU.

Steuerlich sind sie ebenfalls attraktiv: Effektiv 5% Körperschaftsteuer auf Gewinne, die nicht ausgeschüttet werden.

Warum überhaupt strukturierte Finanzprodukte?

Hier eine ehrliche Frage: Warum sollten Sie sich überhaupt mit diesen komplexen Strukturen beschäftigen?

Die Antwort liegt in drei Worten: Effizienz, Flexibilität, Skalierung.

  • Effizienz: Sie bündeln verschiedene Assets unter einem steueroptimalen Dach
  • Flexibilität: Sie können verschiedene Investoren-Klassen mit unterschiedlichen Rechten schaffen
  • Skalierung: Die Struktur wächst mit Ihrem Erfolg mit

Außerdem bieten beide Strukturen Schutz vor deutscher Hinzurechnungsbesteuerung – wenn Sie es richtig machen.

Section 110 Irland: Das bewährte SPV-Modell für deutsche Investoren

Irland hat mit Section 110 einen echten Klassiker geschaffen.

Seit über 20 Jahren nutzen internationale Investoren diese Struktur. Das bringt Rechtssicherheit und ausgereifte Dienstleister.

Die Struktur im Detail: Wie Section 110 funktioniert

Eine Section 110 Company ist im Kern ein Special Purpose Vehicle (SPV). Sie kann verschiedene Assets halten:

  • Immobilien und Immobilienfonds
  • Anleihen und Schuldtitel
  • Derivative Finanzinstrumente
  • Beteiligungen an Unternehmen
  • Intellectual Property Rights

Das Besondere: Die Gesellschaft kann ihre Kosten – einschließlich Profit Participation Notes an Investoren – steuerlich abziehen.

Das Ergebnis? Eine effektive Steuerbelastung von nur 0,125% auf das verwaltete Vermögen.

Vorteile für deutsche Investoren

Warum schwören deutsche Family Offices auf Section 110? Die Gründe sind überzeugend:

Vorteil Konkrete Auswirkung Beispiel
Steueroptimierung Nur 0,125% Steuern Bei 50 Mio € nur 62.500 € Steuern
EU-Rechtsschutz Kapitalverkehrsfreiheit Schutz vor diskriminierender Besteuerung
Flexibilität Verschiedene Asset-Klassen Immobilien + Private Equity in einer Struktur
Rechtssicherheit 20+ Jahre Erfahrung Etablierte Rechtsprechung

Praktische Umsetzung: Der Gründungsprozess

Die Gründung einer Section 110 Company ist standardisiert, aber nicht trivial.

Sie benötigen mindestens:

  1. Irischen Corporate Service Provider: Kosten ca. 15.000-25.000 € jährlich
  2. Mindestkapital: 2 Euro Stammkapital (kein Scherz!)
  3. Irische Direktoren: Mindestens einer muss in Irland ansässig sein
  4. Registered Office: In Irland
  5. Qualifying Assets: Mindestens 10 Millionen Euro Portfolio-Volumen

Die Bearbeitungszeit beträgt typischerweise 4-6 Wochen.

Compliance und laufende Pflichten

Hier wird es interessant für deutsche Investoren.

Sie müssen bestimmte Substanzanforderungen erfüllen:

  • Economic Substance: Echte Geschäftstätigkeit in Irland nachweisen
  • Board Meetings: Mindestens jährlich in Irland abhalten
  • Reporting: Umfangreiche Meldepflichten an irische Behörden
  • Audit: Jährliche Wirtschaftsprüfung erforderlich

Das bedeutet: Sie können nicht einfach eine Briefkastenfirma gründen und hoffen, dass alles gut geht.

Irland nimmt Substanz ernst. Zu Recht.

Maltas Securitisation Act: Die EU-Passport Alternative für moderne Investoren

Malta hat 2021 die Karten neu gemischt.

Mit dem neuen Securitisation Act schuf die Insel eine Alternative, die speziell auf EU-weite Compliance ausgelegt ist.

Die Struktur: Securitisation Vehicles (SVs) im Detail

Ein maltesisches Securitisation Vehicle kann in zwei Formen operieren:

Notified SV: Automatische EU-weite Anerkennung unter der EU-Securitisation Regulation (EU 2017/2402). Das bedeutet: Ihre Struktur wird in allen 27 EU-Staaten anerkannt.

Non-Notified SV: Flexibler, aber ohne automatischen EU-Passport.

Der entscheidende Unterschied liegt in der Regulierung. Notified SVs unterliegen strengeren Anforderungen, genießen aber den vollen EU-Schutz.

Steuerliche Behandlung: Warum Malta überzeugt

Steuerlich bietet Malta einen interessanten Mix:

Steueraspekt Malta SV Effektive Belastung
Körperschaftsteuer 35% nominal 5% nach Refund-System
Ausschüttungen Steuerfrei für SV 0%
Kapitalgewinne Teilweise befreit 0-5%
Verwaltungskosten Voll abzugsfähig Reduziert Steuerlast

Das maltesische Refund-System ist dabei der Schlüssel: 6/7 der gezahlten Körperschaftsteuer wird an die Gesellschaft zurückerstattet.

Effektive Steuerlast: 5% auf einbehaltene Gewinne.

EU-Passport: Der entscheidende Vorteil

Hier liegt Maltas Trumpf:

Als Notified SV unter der EU-Securitisation Regulation können Sie EU-weit institutionelle Investoren ansprechen. Banken, Versicherungen, Pensionsfonds – alle können ohne zusätzliche Regulierungs-Hürden investieren.

Das öffnet Kapitalquellen, die Section 110 Strukturen oft verschlossen bleiben.

Praktische Gründung: Was Sie brauchen

Die Anforderungen für ein maltesisches SV sind moderat:

  1. Mindestkapital: 25.000 Euro
  2. MFSA Lizenz: Erforderlich für Securitisation Activities
  3. Compliance Officer: Muss in Malta ansässig sein
  4. Minimum Substance: Büro und qualifiziertes Personal in Malta
  5. Notified Status: Anmeldung bei ESMA für EU-Passport

Die Gründungskosten liegen bei 40.000-60.000 Euro. Laufende Kosten: 25.000-35.000 Euro jährlich.

Compliance: Strenger, aber zukunftssicher

Malta nimmt Compliance sehr ernst.

Als Notified SV müssen Sie:

  • ESMA-Reporting: Quartalsweise detaillierte Berichte
  • Due Diligence: Strenge Prüfung aller Underlying Assets
  • Risk Retention: 5% der kreditrisikobehafteten Assets selbst halten
  • Disclosure: Umfangreiche Informationspflichten gegenüber Investoren

Das ist aufwendiger als Section 110. Aber es macht Ihre Struktur bulletproof für EU-weite Aktivitäten.

Direkter Vergleich: Irland vs Malta für strukturierte Finanzprodukte

Jetzt wird es konkret.

Welche Struktur passt zu welchem Investor-Typ? Die Antwort hängt von mehreren Faktoren ab.

Steuerliche Effizienz im Vergleich

Aspekt Section 110 (Irland) Malta SV Gewinner
Effektive Steuerlast 0,125% auf Assets 5% auf Gewinne Irland (bei hohen AUM)
Steuer auf Ausschüttungen 0% (über PPN) 0% Unentschieden
Kapitalgewinne Steuerbefreit Teilweise befreit Irland
Planungssicherheit Sehr hoch Hoch Irland

Operationelle Flexibilität

Hier zeigen sich interessante Unterschiede:

Section 110 gewinnt bei:

  • Asset-Flexibilität: Praktisch alle Finanzinstrumente möglich
  • Strukturierungs-Optionen: 20+ Jahre bewährte Praxis
  • Service-Provider Auswahl: Größtes Angebot in Europa

Malta SV gewinnt bei:

  • EU-weiter Vermarktung: Automatischer Passport
  • Regulatorischer Akzeptanz: Vollständig ESMA-konform
  • Innovation: Moderne Struktur für neue Asset-Klassen

Kosten-Nutzen-Analyse

Die Kosten unterscheiden sich erheblich:

Kostenposition Section 110 Malta SV Differenz
Gründungskosten €25.000-35.000 €40.000-60.000 +€20.000
Jährliche Verwaltung €15.000-25.000 €25.000-35.000 +€10.000
Compliance-Kosten €10.000-20.000 €20.000-40.000 +€15.000
Break-Even AUM €10 Millionen €15 Millionen +€5 Mio

Malta ist teurer. Aber die höhere Regulierung bringt auch Vorteile.

Risiko-Profil: Wo liegen die Unterschiede?

Beide Strukturen sind EU-rechtskonform. Aber die Risiken unterscheiden sich:

Section 110 Risiken:

  • OECD-Pillar 2: Potentielle Mindeststeuer von 15%
  • Brexit-Nachwirkungen: Weniger EU-Integration
  • Reputationsrisiko: „Aggressive“ Steuerplanung

Malta SV Risiken:

  • Regulierungsänderungen: ESMA kann Anforderungen verschärfen
  • Höhere Komplexität: Mehr Compliance-Aufwand
  • Jüngere Struktur: Weniger Rechtsprechung

Meine Einschätzung: Section 110 ist bewährt und kosteneffizient. Malta SV ist zukunftssicherer und EU-konformer.

Praktische Anwendungsfälle für deutsche Investoren: Welche Struktur für wen?

Theorie ist gut. Praxis ist besser.

Lassen Sie mich Ihnen drei typische Szenarien zeigen, die ich regelmäßig erlebe.

Fall 1: Der deutsche Mittelständler (50 Millionen AUM)

Profil: Thomas B., Maschinenbau-Unternehmer aus Bayern. Verkauf der Firma steht bevor. Plant langfristige Anlage von 50 Millionen Euro in diversifizierte Assets.

Anforderungen:

  • Maximale Steueroptimierung
  • Flexible Asset-Allokation (Immobilien, Private Equity, Bonds)
  • Minimaler Verwaltungsaufwand
  • Schutz vor deutschen Steuer-Reformen

Meine Empfehlung: Section 110 Irland

Warum? Bei 50 Millionen Assets zahlt Thomas nur 62.500 Euro Steuern jährlich. Eine vergleichbare deutsche Struktur würde mindestens 1,5 Millionen Euro kosten.

Die Ersparnis: Fast 1,5 Millionen Euro pro Jahr.

Fall 2: Das Family Office (200 Millionen AUM)

Profil: Familie Schulze-Weber, traditionsreiches Hamburger Handelshaus. Möchte institutionelle Co-Investoren für Infrastruktur-Projekte gewinnen.

Anforderungen:

  • EU-weite Vermarktungsfähigkeit
  • Höchste Compliance-Standards
  • Institutionelle Investoren als Co-Investoren
  • Langfristige Rechtssicherheit

Meine Empfehlung: Malta Notified SV

Der EU-Passport öffnet Türen zu Pensionsfonds und Versicherungen. Die höheren Kosten (zusätzliche 50.000 Euro jährlich) sind bei 200 Millionen AUM vernachlässigbar.

Der Nutzen: Zugang zu institutionellem Kapital in Milliardenhöhe.

Fall 3: Der Tech-Entrepreneur (15 Millionen AUM)

Profil: Sarah K., erfolgreiche SaaS-Gründerin aus Berlin. Exit für 15 Millionen Euro. Plant weitere Ventures und Angel-Investments.

Anforderungen:

  • Flexibilität für verschiedene Investment-Runden
  • Steueroptimierung bei volatilen Returns
  • Internationale Co-Investment Möglichkeiten
  • Moderate Komplexität

Meine Empfehlung: Hybrid-Ansatz

Section 110 für passive Investments (Immobilien, Bonds). Zusätzlich Malta SV für aktive Venture-Investments mit EU-Partnern.

Das Beste aus beiden Welten.

Entscheidungsmatrix: Ihr Wegweiser

Kriterium Section 110 Malta SV Entscheidungshilfe
AUM < 25 Mio Kosten-Nutzen-Verhältnis
EU-Vermarktung Regulatorische Akzeptanz
Steueroptimierung ✓✓ Effektive Steuerlast
Rechtssicherheit ✓✓ Track Record
Zukunftssicherheit ✓✓ OECD/EU-Konformität

Die Wahrheit? Oft ist es nicht Entweder-Oder, sondern Sowohl-Als-Auch.

Regulatorische Überlegungen und Compliance für deutsche Investoren

Jetzt wird es ernst.

Denn die beste Steuerstruktur nutzt nichts, wenn sie nicht wasserdicht ist.

Deutsche Hinzurechnungsbesteuerung: Die größte Hürde

Das Damoklesschwert für deutsche Investoren heißt Hinzurechnungsbesteuerung (AO § 7-14).

Die Regel: Passive Einkünfte ausländischer Gesellschaften werden dem deutschen Gesellschafter zugerechnet, wenn:

  • Die ausländische Steuerbelastung unter 25% liegt
  • Mehr als 50% der Einkünfte passiver Natur sind
  • Deutsche Gesellschafter mehr als 50% halten

Beide Strukturen – Section 110 und Malta SV – fallen grundsätzlich unter diese Regel.

Aber: Es gibt Ausnahmen.

Die Banken-Ausnahme: Ihr Rettungsanker

Wenn Ihr SPV als Finanzdienstleister qualifiziert und echte Bankgeschäfte betreibt, greift die Hinzurechnungsbesteuerung nicht.

Das erfordert:

  1. Banking License: Vollwertige Banklizenz oder E-Geld-Lizenz
  2. Echte Geschäftstätigkeit: Nicht nur passive Vermögensverwaltung
  3. Substanz: Qualifiziertes Personal und echte Geschäftsführung
  4. Drittkunden-Geschäft: Nicht nur Eigengeschäfte

In der Praxis schwierig, aber machbar.

EU-Kapitalverkehrsfreiheit: Ihr zweiter Schutzschild

Artikel 63 AEUV schützt die Kapitalverkehrsfreiheit in der EU.

Deutsche Gerichte haben mehrfach entschieden: Diskriminierende Anwendung der Hinzurechnungsbesteuerung verstößt gegen EU-Recht.

Das bedeutet: Wenn vergleichbare deutsche Strukturen steuerlich bevorzugt werden, ist die Hinzurechnungsbesteuerung auf EU-SPVs rechtswidrig.

Aber Vorsicht: Hier bewegen wir uns in rechtlichem Graubereich. Sie brauchen erstklassige Beratung.

OECD Pillar 2: Die neue Herausforderung

Seit 2024 gilt in Deutschland die OECD-Mindeststeuer von 15%.

Das betrifft Konzerne mit mehr als 750 Millionen Euro Jahresumsatz.

Aber Vorsicht: Auch kleinere Strukturen können erfasst werden, wenn sie Teil einer größeren Gruppe sind.

Die Lösung: Substanz aufbauen.

Substanz-Anforderung Section 110 Malta SV Empfehlung
Qualifizierte Angestellte 1-2 FTE 2-3 FTE Dokumentieren Sie alles
Physische Präsenz Büro erforderlich Büro erforderlich Nicht nur virtuelle Adresse
Board Meetings Min. 1x jährlich Min. 4x jährlich Protokolle führen
Geschäftstätigkeit Echte Entscheidungen Echte Entscheidungen Nicht nur rubber-stamping

CRS und automatischer Informationsaustausch

Beide Strukturen unterliegen dem automatischen Informationsaustausch (CRS).

Das bedeutet: Deutsche Behörden erfahren automatisch von Ihren Beteiligungen.

Transparenz ist Pflicht. Aber kein Problem, wenn alles rechtskonform strukturiert ist.

Wichtig: Stellen Sie sicher, dass Ihre Steuerberater in Deutschland vollständig informiert sind.

Steuerliche Implikationen für deutsche Investoren: Was Sie wissen müssen

Steuerplanung ohne Verständnis der deutschen Seite ist wie Autofahren mit verbundenen Augen.

Gefährlich und meist erfolglos.

Beteiligungsbesteuerung in Deutschland

Als deutscher Investor müssen Sie Ihre Beteiligung am SPV versteuern.

Die gute Nachricht: Bei strukturierten Vehikeln greifen oft Sonderregeln.

Teileinkünfteverfahren (§ 3 Nr. 40 EStG):

  • 60% der Ausschüttungen sind steuerfrei
  • Gilt bei mindestens 1% Beteiligung
  • Auch Veräußerungsgewinne teilweise befreit

Kapitalgesellschaften profitieren noch mehr:

  • 95% der Ausschüttungen steuerfrei (§ 8b KStG)
  • Nur 5% als „schädliche Betriebsausgaben“ erfasst
  • Effektive Belastung: ca. 1,5%

Das ist der Grund, warum viele deutsche Investoren eine deutsche Holding-Gesellschaft zwischenschalten.

Quellensteuer-Optimierung

Hier zeigen sich die EU-Vorteile beider Strukturen:

Einkunftsart Ohne SPV Mit Section 110 Mit Malta SV
US-Dividenden 30% Quellensteuer 15% (Treaty) 15% (Treaty)
UK-Immobilien 20% Quellensteuer 0% (EU-Richtlinie) 0% (EU-Richtlinie)
CH-Zinsen 35% Verrechnungssteuer 0% (Treaty) 0% (Treaty)
Asien-Bonds 10-20% 5-10% 5-10%

Die Ersparnis kann erheblich sein. Bei einem 50-Millionen-Portfolio mit 4% Rendite sparen Sie jährlich 200.000-400.000 Euro an Quellensteuern.

Steuerliche Gestaltung der Ausschüttungen

Hier liegt der entscheidende Unterschied zwischen beiden Strukturen:

Section 110 – Profit Participation Notes (PPNs):

  • Ausschüttungen als „Zinsen“ klassifiziert
  • Steuerlich abzugsfähig für das SPV
  • In Deutschland als Kapitalerträge besteuert
  • Flexibilität bei Timing und Höhe

Malta SV – Klassische Dividenden:

  • Ausschüttungen als echte Dividenden
  • Keine Abzugsfähigkeit für das SV
  • Aber oft 0% Quellensteuer in Malta
  • Klarere rechtliche Struktur

Meine Empfehlung: PPNs bieten mehr Flexibilität, erfordern aber sorgfältige Dokumentation.

Erbschaftsteuer-Planung

Ein oft übersehener Aspekt: Beide Strukturen können bei der Erbschaftsteuer-Optimierung helfen.

Bewertungsabschläge:

  • Mittelbare Beteiligungen oft niedriger bewertet
  • Komplexe Strukturen schwerer zu bewerten
  • Potentielle Abschläge: 10-30%

Generationswechsel:

  • Schrittweise Übertragung möglich
  • Nießbrauch-Konstruktionen flexibler
  • Internationale Verlagerung vereinfacht

Aber Vorsicht: Die Finanzverwaltung prüft diese Strukturen genau. Sie brauchen wasserdichte Dokumentation.

Meldepflichten: Transparenz ist Pflicht

Deutsche Investoren haben umfangreiche Meldepflichten:

  1. Ausländische Beteiligungen (§ 138 AO): Bei Beteiligungen über 10%
  2. Ausländische Konten: Alle Konten der SPVs melden
  3. Transparenz-Register: Wirtschaftliche Berechtigte melden
  4. Steuerliche Erfassung: Vollständige Dokumentation der Struktur

Die Strafen bei Verstößen sind drakonisch. Bis zu 1 Million Euro pro Fall.

Daher mein Rat: Absolute Transparenz von Anfang an.

Fazit: Welches Vehikel passt zu Ihrer Strategie?

Nach über 15 Jahren in der internationalen Steuerberatung kann ich Ihnen eines sagen:

Es gibt keine universelle Lösung.

Aber es gibt optimale Lösungen für Ihre spezifische Situation.

Section 110 Irland: Für wen geeignet?

Perfekt für Sie, wenn:

  • Sie über 25 Millionen Euro Anlagevolumen verfügen
  • Steueroptimierung Ihre oberste Priorität ist
  • Sie bewährte, rechtssichere Strukturen bevorzugen
  • Ihre Investments primär passiver Natur sind
  • Sie keine EU-weite Vermarktung planen

Weniger geeignet, wenn:

  • Sie institutionelle Co-Investoren suchen
  • Ihr Anlagevolumen unter 15 Millionen Euro liegt
  • Sie hochregulierte Assets handeln
  • Maximale EU-Konformität wichtiger ist als Steueroptimierung

Malta SV: Für wen die bessere Wahl?

Ideal für Sie, wenn:

  • Sie EU-weit institutionelle Investoren ansprechen möchten
  • Höchste Compliance-Standards für Sie wichtig sind
  • Sie in regulierte Asset-Klassen investieren
  • Zukunftssicherheit wichtiger ist als niedrigste Steuern
  • Sie Flexibilität für komplexe Strukturen benötigen

Weniger passend, wenn:

  • Kostenminimierung oberste Priorität hat
  • Sie einfache, bewährte Lösungen bevorzugen
  • Ihr Investment-Horizont unter 5 Jahren liegt
  • Sie regulatorische Komplexität scheuen

Meine persönliche Empfehlung

Für die meisten deutschen Investoren zwischen 25-100 Millionen Euro Anlagevolumen ist Section 110 noch immer die erste Wahl.

Warum?

Die Kostenersparnis ist dramatisch. Die Struktur ist erprobt. Die Risiken sind kalkulierbar.

Aber: Malta holt schnell auf.

Wenn Sie langfristig denken und EU-weite Aktivitäten planen, ist Malta die zukunftssicherere Wahl.

Der Hybrid-Ansatz: Das Beste aus beiden Welten

Hier eine Überlegung, die viele übersehen:

Warum nicht beide Strukturen nutzen?

  • Section 110 für passive Assets: Immobilien, Bonds, liquide Investments
  • Malta SV für aktive Strategies: Private Equity, Venture Capital, strukturierte Produkte

Das kostet mehr. Aber es bietet maximale Flexibilität und Risikodiversifikation.

Die nächsten Schritte

Falls Sie jetzt Lust bekommen haben, tiefer einzusteigen:

  1. Analyse Ihrer Situation: Anlagevolumen, Investment-Ziele, Risikotoleranz
  2. Steuerliche Beratung: Deutsche und internationale Aspekte klären
  3. Service Provider Auswahl: Erfahrene Partner in Irland/Malta finden
  4. Pilotprojekt: Mit kleineren Volumina starten
  5. Dokumentation: Alle Schritte wasserdicht dokumentieren

Und denken Sie daran: Die beste Struktur nutzt nichts, wenn sie nicht zu Ihrem Leben passt.

Ein letzter Rat: Lassen Sie sich nicht von reinen Steuerüberlegungen leiten. Substanz, Rechtssicherheit und Ihre persönlichen Ziele sind mindestens genauso wichtig.

In diesem Sinne: Ich wünsche Ihnen erfolgreiche Investments und eine optimale Steuerstruktur.

Ihr RMS

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Kann ich als deutscher Privatinvestor eine Section 110 Company gründen?

Ja, grundsätzlich ist das möglich. Sie benötigen jedoch mindestens 10 Millionen Euro Anlagevolumen und müssen die Substanzanforderungen in Irland erfüllen. Zudem sollten Sie die deutschen steuerlichen Implikationen sorgfältig prüfen lassen.

Wie hoch ist die Mindestinvestition für ein maltesisches Securitisation Vehicle?

Ein maltesisches SV erfordert mindestens 25.000 Euro Stammkapital. Praktisch sollten Sie jedoch mindestens 15 Millionen Euro Anlagevolumen haben, damit sich die höheren Compliance-Kosten rentieren.

Greift die deutsche Hinzurechnungsbesteuerung bei beiden Strukturen?

Grundsätzlich ja, da beide Strukturen niedrig besteuert sind. Es gibt jedoch Ausnahmen, insbesondere bei finanzdienstleisterähnlichen Tätigkeiten und durch die EU-Kapitalverkehrsfreiheit. Eine sorgfältige rechtliche Prüfung ist unerlässlich.

Welche Struktur ist für Family Offices besser geeignet?

Das hängt von der Anlagestrategie ab. Für passive Investments mit hohem Volumen ist Section 110 meist effizienter. Für komplexe Strukturen mit EU-weiter Vermarktung ist Malta oft die bessere Wahl.

Wie lange dauert die Gründung einer solchen Struktur?

Section 110 Companies können in 4-6 Wochen gegründet werden. Malta SVs benötigen aufgrund der MFSA-Lizensierung 8-12 Wochen. Der gesamte Aufbau inkl. Banking und operationeller Struktur dauert 3-6 Monate.

Sind diese Strukturen OECD-Pillar 2 konform?

Bei entsprechender Substanz ja. Sie müssen jedoch echte wirtschaftliche Aktivitäten nachweisen und können nicht als reine Briefkastenstrukturen betrieben werden. Die Mindeststeuer von 15% gilt für große multinationale Konzerne.

Kann ich meine bestehende Luxemburger Struktur umwandeln?

Eine direkte Umwandlung ist meist nicht möglich. Sie können jedoch die Assets in eine neue irische oder maltesische Struktur übertragen. Das erfordert sorgfältige steuerliche Planung, um Steuerfallen zu vermeiden.

Wie transparent sind diese Strukturen gegenüber deutschen Behörden?

Sehr transparent. Beide Strukturen unterliegen dem automatischen Informationsaustausch (CRS). Deutsche Behörden erfahren automatisch von Ihrer Beteiligung. Vollständige Transparenz und ordnungsgemäße Meldung sind Pflicht.

Welche laufenden Kosten muss ich einkalkulieren?

Section 110: 15.000-25.000 Euro jährlich für Verwaltung, plus 10.000-20.000 Euro für Compliance. Malta SV: 25.000-35.000 Euro für Verwaltung, plus 20.000-40.000 Euro für erweiterte Compliance-Anforderungen.

Kann ich beide Strukturen parallel nutzen?

Ja, das ist möglich und wird häufig gemacht. Section 110 für passive Investments, Malta SV für aktive Strategien oder EU-weite Vermarktung. Das bietet maximale Flexibilität, erhöht aber auch die Komplexität und Kosten.

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